Rope - oder - Party für eine Leiche . 2024
Autor: Alfred Hitchcock
Regie: Mitzi Barelli, Herbert Hagenbüchler, Kurt Leitner
Über das Stück
„Rope“ (besser bekannt als „Cocktail für eine Leiche“) basiert auf dem gleichnamigen, 1929 uraufgeführten Bühnenstück des britischen Autors Patrick Hamilton. Angeblich wurde es von einem realen Kriminalfall inspiriert, der Ermordung eines 14jährigen durch zwei Studenten.
Berühmtheit erlangte „Rope“ aber vor allem durch die Verfilmung durch Großmeister Alfred Hitchcock im Jahre 1948. Mit Hollywoodikone James Stewart in der Rolle des Rupert Cadell inszenierte Hitchcock den Stoff als dichtes, fast klaustrophobisches Thriller-Kammerspiel mit langen Einstellungen und Kamerafahrten und einem grandios aufspielenden Ensemble. Unter der Oberfläche eines Kriminalstücks werden jedoch auch ernsthafte Themen und menschliche Abgründe ausgeleuchtet, was der Handlung und den Figuren eine weitere, tiefere Dimension verleiht.
Die zugrundeliegende Handlung ist in beiden Versionen dieselbe, Hitchcock nahm jedoch für seine Adaption des Stoffes eine Reihe von Änderungen vor. So wurde zum Beispiel der Schauplatz vom London des Jahres 1929 ins New York der 1940er verlegt, die Namen der meisten Charaktere wurden verändert, vor allem aber auch die Anlage der Figuren selbst, die bei Hitchcock wesentlich detaillierter und vielschichtiger gezeichnet werden. Dies ist daher auch die Fassung, auf die wir uns bei unserer Bearbeitung gestützt haben.
Über die Themen
Der Gedanke, sich kraft der vermeintlichen eigenen Überlegenheit über andere Menschen und gesellschaftliche und moralische Normen zu erheben, bis dahin, über Leben und Tod anderer zu entscheiden, lässt sich weit zurückverfolgen, aber Nietzsches Definition des „Übermenschen“ war sicherlich die prägendste und folgenschwerste. Ihm zufolge sei es Aufgabe des Menschen, einen Typus hervorzubringen, der höher entwickelt ist als er selbst, und das Ziel der Menschheit liege in eben diesen, den gewöhnlichen Regeln und Zwängen enthobenen Machtmenschen wie z.B. Julius Cäsar, Cesare Borgia oder Napoleon Bonaparte.
Als Alfred Hitchcock sich des Stoffes annahm, lag der Zweite Weltkrieg gerade erst drei Jahre zurück. Das Naziregime hatte wie kein anderes in der Geschichte die Idee der eigenen (biologischen) Überlegenheit, die einen ermächtigt, sich über andere zu erheben und über deren Schicksal zu bestimmen, zu geradezu wahnhaften Extremen getrieben, und man darf wohl zurecht annehmen, dass diese Eindrücke eine gewichtige Rolle spielten, als der gebürtige Brite Hitchcock sich entschied, Hamiltons Stück zu verfilmen.
Es wäre erfreulich, könnte man dem Stoff heutzutage seine Relevanz absprechen, aber bedauerlicherweise scheinen diese Konzepte der Überlegenheit der einen Nation, Ethnie oder Religion über die andere unausrottbar, und man tut wohl daran, seine Sinne dafür zu schärfen und sich bewusst zu machen, wohin solche Ideen führen können.
Über die Inszenierung
„Rope“ ist ein meisterhaftes Kammerspiel voller menschlicher Untiefen und moralischer Verwerfungen. Ungeachtet aller philosophischen Dimensionen handelt es sich aber in erster Linie um einen schlanken, aufs Wesentliche reduzierten psychologischen Thriller mit messerscharfer Figurenzeichnung und von enormer Dichte, und das hat uns vor allem inspiriert, uns daran zu versuchen.
Es war eine große Herausforderung, dieses filmische Meisterstück adäquat für das Theater zu adaptieren und bis zu 8 Personen gleichzeitig auf dem begrenzten Raum unserer Bühne zu jonglieren. Wir hoffen, es ist uns gelungen, unserem Publikum damit einen spannenden Abend zu bereiten, und falls jemand etwas darüber hinaus aus dem Stück mitnimmt, ist das lediglich ein Bonus.
"Im ARCHIV gibts
eine chronologische
Übersicht über alle
Produktionen."
Elfriede Kammerer